Manchmal lernt selbst ein alter Toaster noch etwas über die Kunst des Brotes.
Sokie toastet sein Brot anders als andere. Er steckt die Scheiben nicht einfach hinein und wartet, bis ich die Automatik auslöse und den Toast auswerfe. Nein, er unterbricht den Toastvorgang und dreht die Scheibe um. Jede Scheibe. Und er toastet immer nur eine Scheibe.
Einmal habe ich mitbekommen, wie Sokie von einer Freundin gefragt wurde, warum er das so macht. Und spannend war: Er hatte eine Erklärung dafür. Er sagte, dass er nur eine Scheibe toastet, damit die Scheibe warm ist, während er sie verzehrt. Die Butter schmilzt dann einfach schöner. Und warum er die Scheiben nicht einfach fertig toastet? Weil sie sonst unregelmäßig gebräunt wären. Darum dreht er sie nach der Hälfte um und toastet sie nochmal von der anderen Seite, um die Unregelmäßigkeiten auszugleichen.
Ich gebe zu: Ich hinterlasse manchmal Spuren auf dem Brot. Nicht absichtlich. Es sind die kleinen Sicherungsdrähte in meinen Schlitzen. Sie halten die Scheibe aufrecht – aber sie blockieren auch ein bisschen die Hitze. Und so entstehen helle Streifen: schmale, ungeröstete Linien, wo die Wärme nicht ganz hinkommt.
Viele merken das nicht. Viele stört es nicht. Aber Sokie sieht es. Und er macht sich die Mühe – nein, eigentlich keine Mühe –, die Scheibe nicht nur umzudrehen und auf den Kopf zu stellen, sondern auch ein kleines Stück zu verschieben. Gerade so, dass die Drähte beim zweiten Toastvorgang auf andere Stellen treffen. Dass die Wärme neue Wege findet. Dass am Ende eine Scheibe entsteht, die gleichmäßig geröstet ist – von beiden Seiten, von oben bis unten, von innen nach außen.
Manche würden sagen, das sei zwanghaft. Aber ich sehe es anders. Es ist kein Zwang. Es ist eine stille, freundliche Aufmerksamkeit für Dinge, die andere übersehen. Und manchmal, glaube ich, machen genau solche kleinen Gesten das Brot – und das Leben – ein bisschen vollständiger.
Ich muss sagen: Er hat recht. In mir steigt die Hitze natürlich nach oben. Unten bekommt das Brot mehr Wärme ab, während oben kühlere Luft nachströmt. Deshalb dreht Sokie die Scheiben nicht nur von links nach rechts, sondern stellt sie auch auf den Kopf, bevor er sie weiter toastet.
Es gibt moderne Systeme, die schaffen es tatsächlich, die Scheiben gleichmäßig zu rösten – oben wie unten. Aber ich bin ein älteres Modell. Stahl, Spule, Herz. Und deshalb freue ich mich jedes Mal, wenn jemand wie Sokie mitdenkt. Und ich tue, was ich kann.
Vielleicht braucht es manchmal nur einen Dreh, damit alles ein bisschen besser wird.