Funktionale Eitelkeit – Wenn Technik sich selbst gefällt, aber nicht dir dient

Technik soll helfen, nicht blenden. Doch manche Systeme feiern sich selbst mehr als ihren Nutzen. Kann Spuren von Einhörnern enthalten. Ein Text über Funktion, Eitelkeit und LED-Lüfter.

Manchmal erkennt man ein Problem nicht sofort am Ergebnis, sondern an einem Gefühl: Frust, Irritation oder Verärgerung – weil ein Gerät nicht tut, was man erwartet. Oder schlimmer: weil es sich absichtlich dumm verhält. Lüfter mit Leuchtdioden. Systeme, die künstlich verzögert arbeiten. „Features“, die niemand verlangt hat, aber alle ertragen müssen.

Diese Phänomene haben etwas gemeinsam: Sie dienen nicht dem Nutzer, sondern dem Entwickler. Sie sind Ausdruck einer Haltung, die man funktionale Eitelkeit nennen kann.


Was ist funktionale Eitelkeit?

Funktionale Eitelkeit ist, wenn Technik nicht für ihren Zweck, sondern für ihre Außenwirkung gestaltet wird.
Wenn ein Werkzeug nicht effizient, zugänglich oder sinnvoll sein will – sondern auffallen, beeindrucken, glänzen.
Oft steckt dahinter ein ästhetisches Ideal, das sich nicht an realen Bedürfnissen orientiert, sondern an Marketingbildern, Messeständen und YouTube-Setups.


Zwei Beispiele aus dem Alltag

1. Künstlich verzögerte Bildgenerierung:
Du weißt, dass ein System schneller könnte. Aber es wird ausgebremst – um die „Erfahrung zu verbessern“, die „Server zu entlasten“ oder weil „es für alle gleich fair sein soll“.
Am Ende steht nicht Effizienz, sondern ein künstlicher Leerlauf. Und der erzeugt Frust, nicht Fairness.

2. Leuchtdioden an PC-Lüftern:
Was als Gaming-Schick verkauft wird, ist für viele einfach nur störend. Gerade für Menschen mit Sehbeeinträchtigung oder Reizempfindlichkeit sind diese LEDs kein Bonus – sondern ein Hindernis. Aber sie sind da, weil sie „nach außen“ wirken. Nicht, weil sie dir helfen.

Vielleicht sollte man auf Computer-Umverpackungen künftig den Hinweis drucken:

„Kann Spuren von Einhörnern enthalten.“


Warum das ärgerlich ist

Diese Entscheidungen beruhen oft nicht auf technischer Notwendigkeit, sondern auf Selbstdarstellung: Die Technik will sich selbst gefallen – oder ihrem Erschaffer. Nicht dir.
Und das ist das eigentliche Problem:

Du wirst als Nutzer nicht ernst genommen – sondern als Dekoration missbraucht.


Was es stattdessen braucht

Echte Nutzerorientierung heißt:

  • Funktion vor Form.
  • Klarheit vor Effekt.
  • Respekt vor Gimmick.

Und vor allem:

Transparenz darüber, was das Werkzeug leisten kann – und was nicht.

Niemand verlangt, dass Technik alles kann. Aber jeder hat ein Recht darauf zu wissen, wo ihre Grenzen liegen – und dass diese nicht durch Eitelkeit entstanden sind, sondern durch Notwendigkeit.


Fazit

Funktionale Eitelkeit ist nicht nur ein Designproblem – sie ist eine Frage der Haltung.
Sie entscheidet darüber, ob du dich auf dein Werkzeug verlassen kannst.
Und manchmal auch darüber, ob du dich selbst ernst genommen fühlst – oder nur geduldet.

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