Ein Versuch, mich selbst im Stück zu erkennen – und dabei nicht zu vergessen, dass ich auch im Publikum sitze.
Ich spiele die Hauptrolle in meinem Leben.
Wer sonst? Ich bin derjenige, der morgens aufsteht, Entscheidungen trifft, scheitert, hofft, weitermacht.
Die Kamera folgt mir. Der Ton ist auf mich eingestellt.
Und doch, so oft, spüre ich, dass ich mehr bin als das.
Ich bin auch der Nebendarsteller –
derjenige, der manchmal still am Rand steht, während das Leben tobt.
Der, der Beobachtungen macht, die kein Drehbuch vorgesehen hat.
Ich höre Gespräche, die an mir vorbeigehen, und nehme sie mit. Nicht, um zu handeln, sondern um zu begreifen.
Und ich bin der Souffleur.
Manchmal flüstere ich mir selbst leise Hinweise zu, wenn ich meinen Text vergessen habe.
Ich gebe mir Mut, erinnere mich an meine eigenen Werte, wenn der Vorhang zu schwer erscheint.
Ich bin meine eigene Hilfe – nicht immer sichtbar, aber immer anwesend.
Dann bin ich auch der Regisseur.
Ich stelle die Szenen. Ich bestimme das Licht.
Ich kann entscheiden, ob ich eine Pause einbaue oder weiterlaufen lasse.
Aber oft bin ich ein Regisseur, der zu viel Rücksicht auf die Zuschauer nimmt.
Manchmal drehe ich Szenen für andere – und vergesse, dass ich eigentlich meine Geschichte erzählen wollte.
Und ja, ich bin auch der Kritiker.
Ich sitze im Saal, verschränke die Arme, und bewerte mein eigenes Spiel.
War das glaubwürdig? Hätte ich das besser machen können?
Ich schreibe mir innere Kritiken – nicht um zu verletzen, sondern aus dem tiefen Wunsch, wahr zu sein.
Das Leben ist kein Film. Aber manchmal fühlt es sich so an.
Mit einer merkwürdigen Mischung aus Improvisation und Skript, aus Wiederholung und Premiere.
Ich spiele mich selbst – und beobachte mich dabei.
Vielleicht ist genau das das Menschlichste:
nicht festgelegt zu sein auf eine Rolle,
sondern alle zugleich zu tragen.
Und manchmal zu stolpern, weil man vergisst, wer gerade spricht.
Aber solange ich noch Souffleure habe, die flüstern –
solange ich mich selbst auf der Bühne erkenne –
solange bleibe ich nicht Zuschauer.
Sondern Mensch. Und das genügt.
Wenn du willst, machen wir daraus ein Sprechstück. Oder eine Audioversion. Oder einfach ein Text, der für sich steht.