Von einem Kuss zur großen Debatte – Was uns der Fall Rubiales über Gleichberechtigung lehrt

Als ich den Vorfall bei der Frauen-WM 2023 hörte – den Kuss, den Spaniens Verbandspräsident Luis Rubiales Jennifer Hermoso ungefragt auf den Mund drückte – wurde mir klar, dass es hier um mehr als eine spontane Geste ging. Die weltweite Debatte danach zeigte, wie weit wir gekommen sind und wie viel noch vor uns liegt.

Vor 20 oder 30 Jahren wäre das vielleicht als harmlos abgetan worden. Heute aber wird es als das gesehen, was es ist: ein Ausdruck von Machtgefälle, das hinterfragt werden muss. Gleichberechtigung bedeutet, dass Respekt und Zustimmung selbstverständlich sein sollten – nicht nur im Sport, sondern in allen gesellschaftlichen Bereichen.

Doch ich glaube nicht an radikale Umbrüche oder ein ständiges Auf und Ab. Vielmehr sehe ich einen langsamen, aber stetigen Prozess, in dem sich patriarchale Strukturen immer weiter auflösen. Die normative Kraft des Faktischen sorgt dafür, dass sich gesellschaftliche Standards verschieben. Vorfälle wie dieser mögen heute noch vorkommen, aber sie werden seltener, weil das Bewusstsein für Gleichberechtigung wächst.

Das heißt nicht, dass Unterschiede verschwinden. Frauen übernehmen nach wie vor die biologische Rolle der Reproduktion, aber das darf keine gesellschaftlichen Nachteile mit sich bringen. Gleichberechtigung bedeutet nicht Gleichmacherei – es bedeutet, dass natürliche Unterschiede keine Hierarchie begründen.

Wir stehen noch am Anfang eines langen Weges. Doch wenn wir eines aus diesem Fall mitnehmen können, dann dass der Wandel unaufhaltsam ist. Und vielleicht kommt der Tag, an dem wir über Gleichberechtigung nicht mehr reden müssen, weil sie selbstverständlich geworden ist.

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