Hinweis in eigener Sache:
Der folgende Text enthält ungewöhnlich viel Sarkasmus. Wenn Sie also gerade in einer Phase der übersensiblen Weltbetrachtung oder des zynismusfreien Lesens sind, scrollen Sie besser weiter. Alle anderen: Willkommen im Insektenvergleich der etwas anderen Art.
Titel: „Leben ohne Lebenssinn – Was wir von Eintagsfliegen lernen könnten (aber niemals werden)“
Seit über 300 Millionen Jahren existieren Eintagsfliegen.
Sie gehören damit zu den ältesten noch lebenden Insektenlinien auf unserem Planeten – überlebt haben sie Eiszeiten, Massensterben, tektonische Katastrophen, Dinosaurier und die Evolution des Internets.
Ihre Strategie ist simpel: leben, fortpflanzen, sterben – alles ohne unnötige Umwege, Überbau oder Burnout.
Ihr kurzes Dasein wirkt für uns fast tragisch – und ist in Wahrheit ein evolutionärer Dauerbrenner.
Und der Mensch?
Wir sind erst seit rund 300.000 Jahren da. Ein Lidschlag im Vergleich. Und trotzdem haben wir es geschafft, innerhalb weniger Jahrhunderte unseren Lebensraum – also den einzigen Planeten, auf dem wir atmen, trinken, wohnen und Netflix gucken können – derart zu destabilisieren, dass unser langfristiges Überleben ernsthaft fraglich ist.
Ob durch Klimawandel, Artensterben oder unseren ungebrochenen Hang zur Selbstzerstörung im Namen des Fortschritts:
Wir sind das einzige Lebewesen, das sich aktiv aus dem Spiel der Evolution wirft, während es dabei auf sich selbst klatscht.
Die Eintagsfliege lebt einen Tag und verschwindet geräuschlos.
Der Mensch lebt Jahrzehnte – und hinterlässt Trümmer, als hätte er versucht, ein Feuer zu löschen, indem er das Haus anzündet.
Und doch haben wir etwas, das Eintagsfliegen fehlt: die Fähigkeit zu lernen.
Die Eintagsfliege lebt zu kurz, um Erfahrungen zu sammeln oder Wissen zu speichern. Sie ist evolutionär programmiert, keine Biografie zu haben. Kein „Was habe ich gestern falsch gemacht?“ Keine Entwicklung, kein Erinnern.
Wir dagegen können reflektieren, verstehen, verändern. Wir haben die Möglichkeit, aus Geschichte zu lernen – und entscheiden uns stattdessen oft, sie zu wiederholen.
Gerade darin liegt die Tragik: Wir hätten die Mittel, es besser zu machen. Aber vielleicht fehlt uns die Demut, von einem Insekt zu lernen, das kein Ego kennt – und trotzdem besser klarkommt.