Da fehlt mir doch der Pfennig an der Mark!

Eine kleine Redewendung, ein fehlender Pfennig – und plötzlich geht es um Sprache, Währung, Einkaufswagen und Erinnerung. Ein leichter Text mit Tiefgang und einem Hauch von Wehmut.

Es sind manchmal nur Kleinigkeiten, die uns aus dem Takt bringen. Nicht das große Donnerwetter, sondern ein winziges sprachliches Schräubchen, das nicht ganz sitzt. Ein Satz, bei dem fast alles stimmt – aber eben nur fast. Und genau dann denke ich oft: „Da fehlt mir doch der Pfennig an der Mark.“

Diese Redewendung hat für mich etwas Eigenwilliges, etwas Schönes. Sie beschreibt nicht nur eine kleine Unstimmigkeit, sondern sie tut das mit einem Bild, das inzwischen selbst aus der Zeit gefallen ist. Wer denkt heute noch in Pfennigen oder in Markstücken? Und doch: Der Satz lebt. Vielleicht gerade deshalb, weil er eine gewisse Rundheit einfordert – eine sprachliche Ganzheit, die mit einem einzigen fehlenden Pfennig eben nicht erreicht wird.

Übrigens: „Da fehlt mir ein Cent am Euro“ hätte bei weitem nicht dieselbe Wirkung. Der Klang, das Gewicht, die Bildhaftigkeit – all das fehlt in der neuen Währung. Es klänge eher nach Kassenbon als nach Gefühl.

Ich erinnere mich gut an die Zeit, als der Euro kam. Damals hatte ich, ganz selbstverständlich, immer noch eine Mark im Portemonnaie – nicht, weil ich sie ausgeben wollte. Sondern weil sie sich als Ersatz-Einkaufswagen-Chip geradezu aufdrängte. Der Euro war neu und schnell ausgegeben. Die Mark aber blieb. Sie passte. Nicht ins neue Währungssystem – aber perfekt in den Schlitz am Einkaufswagen.

Diese Einkaufswagen-Schlitze waren damals eine Neuerung, die mir durchaus unangenehm aufgefallen ist. Nicht wegen des Pfands an sich – sondern wegen der Folgen: In großen Einkaufszentren fielen plötzlich Arbeitsplätze weg, etwa für Menschen mit Behinderung, die früher beim Einsammeln der Wagen beschäftigt waren. Statt menschlicher Präsenz setzte man nun auf Einwurfmechanik.

Und doch hat sich auch diese Entwicklung inzwischen weitergedreht. Heute nutzen viele Menschen Entriegler oder Wagen-Trenner, und dennoch stehen die Einkaufswagen selten wild in der Gegend herum. Vielleicht, weil sich das gesellschaftliche Verhalten mit verändert hat. Vielleicht, weil Ordnung irgendwann auch zur Gewohnheit wird. Aber ein bisschen Wehmut bleibt – für die kleine Mark, die klapperte, und für das Prinzip, das Menschen eingebunden hat statt ausgesperrt.

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