Heute möchte ich euch auf eine kleine Sprachreise mitnehmen.
Mir ist lange gar nicht aufgefallen, dass ich die Wörter schaffen und kreieren oft so benutzt habe, als wären sie gleichbedeutend.
Aber schaut man in ihre Geschichte, merkt man: Sie haben unterschiedliche Wurzeln – und einen unterschiedlichen Charakter.
Die germanischen Wurzeln
Das deutsche schaffen stammt aus dem Urgermanischen skapjaną, das „formen, ordnen, gestalten“ bedeutete.
Aus dieser Wurzel entstanden auch die Worte Schöpfer, Schöpfung und Geschöpf:
- Schöpfer – der, der bewusst gestaltet.
- Schöpfung – der Prozess des Gestaltens.
- Geschöpf – das Ergebnis, das Gestaltete selbst.
Dieses Wortfeld hat sich in den germanischen Sprachen unterschiedlich weiterentwickelt:
- Im Deutschen blieb es als schaffen erhalten.
- Im Englischen wurde daraus scapan, später shapen und schließlich shape, das heute nur noch „formen“ heißt.
Die lateinische Linie
Das lateinische creare dagegen heißt einfach „hervorbringen“.
Daraus entstanden die Worte kreieren, Kreation und Kreativität.
Der entscheidende Unterschied
Und genau da liegt der Unterschied:
- Schaffen und Schöpfer tragen den Gedanken von Gestaltung, Tiefe und Absicht in sich.
- Kreieren kann auch nur ein spontanes Hervorbringen sein – manchmal sogar modisch oder flüchtig.
Wenn ich also sage:
„Der Künstler hat dieses Werk geschaffen“,
klingt das ganz anders, als wenn ich sage:
„Die Marketingabteilung hat eine neue Kampagne kreiert.“
Mein Aha-Moment
Mir hat diese Entdeckung gezeigt, wie spannend Sprache ist – und dass ich heute genauer hinschaue, wann ich von Schöpfung oder Geschöpf spreche und wann von Kreation.
Vielleicht schaut ihr ja ab jetzt auch ein bisschen bewusster hin.