Zwischen den Gedanken. Warum Nichtstun oft der klügste Zustand ist

Im Nichtstun geschieht etwas Wertvolles: Gedanken dürfen sich entfalten, ohne Zweck oder Ziel. Es ist ein innerer Freiraum, in dem Fragen wachsen und Erkenntnisse leise auftauchen.

Es gibt Momente, in denen ich scheinbar nichts tue. Ich sitze vielleicht einfach nur da, starre aus dem Fenster, lasse die Hände ruhen und den Geist schweifen. Für Außenstehende sieht es aus wie Untätigkeit. Doch in mir ist alles andere als Stillstand.

In diesen Momenten geschieht etwas, das im Alltag oft keinen Platz findet: Gedanken dürfen sich entfalten, ohne sofort einen Zweck erfüllen zu müssen. Es ist kein zielgerichtetes Nachdenken, kein Grübeln und kein Planen – sondern ein freies Wandern durch Gedankenverbindungen, Erinnerungen, Fragen und leise Ahnungen. Manche nennen das Assoziationen – also Gedanken, die sich locker aneinanderreihen, ohne festen Plan, oft überraschend und gerade deshalb spannend.

Das sogenannte „Nichtstun“ ist in Wahrheit ein innerer Freiraum, ein gedanklicher Resonanzraum – also ein stiller Raum in mir, in dem sich Dinge ordnen, verbinden oder überhaupt erst zeigen können. Ohne Druck, ohne Ziel. Einfach, weil sie dürfen.

Erstaunlich oft entstehen aus diesem Zustand Fragen, die ich mir im „Geschäft des Alltags“ nie gestellt hätte. So kam ich kürzlich – während einer aktiven Phase – auf die Frage, ob Pökelsalz eigentlich gefährlich sei. Im Nichtstun jedoch fand diese Frage ihren Raum, um sich zu entfalten, zu wachsen und ausgearbeitet zu werden. Eine dieser dumpfen Informationen hatte sich in meinem Kopf eingenistet: Pökelsalz – gefährlich! Ich hatte sie nie überprüft, nur reflexhaft frisches Fleisch gekauft. Im Nichtstun aber war Raum für Neugier. Ich stellte die Frage laut, suchte nach Antworten – und plötzlich war ich mitten in einem spannenden Lernprozess.

Das zeigt mir: Das Nichtstun ist nicht das Gegenteil von Aktivität, sondern eine andere Form davon. Eine stille, nicht zielgerichtete, aber dennoch zutiefst kreative und erkenntnisreiche Art, mit der Welt in Kontakt zu treten. Es ist ein Zustand, in dem Gedanken nicht gedrängt werden, sondern sich zeigen dürfen. Und manchmal genügt genau das, um zu verstehen, was wirklich wichtig ist.

Deshalb nehme ich mir Zeit fürs Nichtstun. Nicht aus Faulheit oder Rückzug – sondern aus Respekt vor dem, was in der Stille entsteht. Zwischen den Gedanken liegt oft mehr Weisheit als zwischen zwei Meetings.

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