Wenn Selbstbestimmung in Schweden eines Tages dazu führt, dass man sein Grab wie ein Billy-Regal vorbereitet, dann ist das vielleicht konsequent – oder einfach nur nordisch pragmatisch.
DIY – Ein neuer Trend aus Schweden führt zu Überlegungen, dass es sinnvoll sein kann, seine Grabstätte selbst zu bestellen. Und das heißt nicht nur, Vorkehrungen zu treffen, wo der Körper beizulegen sei, sondern das Grab selbst auszuschachten. Diese Vorgehensweise soll eine gewisse Achtsamkeit und einen gewissen Respekt vor dem Vorgang bieten und zudem vorbereitend sein auf das, was den sterblichen Überresten in der Zukunft zukommen wird.
Doch zwischen dem In-der-Lage-Sein, ein Grab auszuschachten, und dem tatsächlichen Todeszeitpunkt kann eine erhebliche Zeitspanne liegen – mit teils absurden logistischen Folgen. Eine offene Grabstelle, die auf unbestimmte Zeit ungenutzt bleibt, wirft Fragen auf: Wie wird sie gesichert, damit keine Menschen oder Tiere hineinfallen? Wie wird verhindert, dass Regen, Frost oder Pflanzenwuchs sie unbrauchbar machen? Und wer übernimmt die Verantwortung für notwendige Nachbesserungen, wenn die vorsorgende Person dazu längst nicht mehr in der Lage ist?
Damit eine solche Grabstelle nicht durch Regen, Frost oder wuchernde Brombeeren unbrauchbar wird, braucht es eine technische Lösung. In Schweden ist man hier schon weiter: Dort wird mit einem modularen Grabstabilisator gearbeitet, der das Ausschachten auch langfristig sinnvoll machen soll. Unter dem Produktnamen Kantbörg – eine Kombination aus Kante und Befestigung – soll dieses System einstürzende Seitenwände verhindern, das Einsacken der Bodenstruktur vermeiden und sogar unerwünschten Pflanzenwuchs reduzieren. Ein echter Fortschritt – wenn man zu Lebzeiten daran denkt.
Es wird also klar: Wer ein Grab selbst anlegt, übernimmt nicht nur symbolisch Verantwortung für sein eigenes Ende – er oder sie muss auch für das Danach vorsorgen. Damit ein solches Grab nicht zur Zumutung für Angehörige oder die Friedhofsverwaltung wird, braucht es eine Infrastruktur: bauliche Absicherungen, regelmäßige Kontrollen, vielleicht sogar ein Patenschaftsmodell. Es entsteht ein neues Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung und Fürsorgepflicht – und die Frage, ob DIY wirklich bis in den Tod hinein funktionieren kann.
Doch jenseits aller praktischen und logistischen Fragen bleibt der eigentliche Kern dieses Trends: die Achtsamkeit gegenüber dem eigenen Ende, die Genauigkeit in der Vorbereitung – und die stille Befriedigung, etwas Eigenes geschaffen zu haben, das über den Tod hinaus Bestand hat.